Abstract
Vor Paracelsus war das Disputieren in Latein als Erkenntnismethode zu einer Gesinnung verkommen und musste ersetzt werden. Das «Latein-Credo» von heute ist das Naturwissenschafts-Credo; unüberlegtes Sammeln von naturwissenschaftlichen Daten wird mit Naturwissenschaftlichkeit verwechselt. Der klinische Epidemiologe Feinstein verlang erneut eine Wissenschaft vom Patienten und bemängelt, dass sich das «klinische Material» (der Patient) durch die einseitig pathologisch-anatomisch ausgerichtete Nosologie nicht treffend charakterisieren lässt. Zunehmend werden dramatisch anmutende Fehler «naturwissenschaftlicher» Diagnostik und Therapie-ziel-Festsetzung von innovativen Köpfen innerhalb der Schulmedizin erkannt und beschrieben, während bei Forschungsanstrengungen von Komplementärmedizinern diese Fehler oft noch übersehen werden. Es braucht keine grundsätzlich neue Forschungsmethodik für die Komplementärmedizin; es gilt vielmehr, die tiefgreifenden methodischen Entwicklungen der letzten Jahre in der konventionellen Medizin zur Kenntnis zu nehmen und damit kreativ umzugehen