Lektine mit polyvalenter Ligandaktivität sind fähig, nach ihrer Bindung an Immunzellen Biosignalketten zu aktivieren. Das galaktosidspezifische Lektin aus Mistel-pflanzen (ML-I) gehört zu einer Lektinfamilie, die bei bestimmter Dosierung im Modell gleichzeitig zytostatisch (Ribosomen-inaktivierend) und immunmodulierend wirken kann. In experimentellen Untersuchungen zeigte sich für ML-I eine eher glockenförmige Dosis-Wirkungs-Beziehung. Mögliche Mechanismen einer solchen Wirkung sind eine Steigerung der zytotoxischen Aktivität, der Konzentration der natürlichen Killer(NK)-Zellen oder der Phagozytoseaktivität der Granulozyten, ver-mittelt durch Interleukin(IL)-1, IL-6 und Tumornekrosefaktor(TNF)-α. Bei der Wirkung von ML-I spielen die Zucker-Protein-Interaktionen eine mögliche Rolle, die bei seiner Dosierung durch biochemische und biologische Messung der aktiven, galaktosidbindenden Lektinmenge immer berücksichtigt werden muss. Untersuchungen im Tiermodell und einzelne klinische Beobachtungen lassen hoffen, dass eine sich an Zytokinfreisetzung und Immunmodulation orientierende Dosis des Lektins (ML-I) und ein entsprechendes Intervall seiner Applikation zu einer wenig belastenden Möglichkeit in der Immuntherapie von malignen Tumoren führen. Die Frage, ob der klinische Einsatz von ML-I einen günstigen Einfluss auf den Verlauf von menschlichen Erkrankungen hat, ist noch offen.

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