Die Verbreitung des tibetischen Buddhismus und mit ihm der tibetischen Medizin in der Gegend östlich des Baikal-Sees geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Ab dem frühen 18. Jahrhundert waren deutschsprachige Gelehrte unter den ersten, die Sibirien mit wissenschaftlichem Auftrag bereisten und damit unter den ersten neuzeitlichen Wissenschaftlern, die Kontakt mit Traditionen, Konzepten und Behandlungsverfahren der tibetischen Medizin hatten. Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, die ersten Begegnungen mit der tibetischen Medizin in Transbaikalien anhand ausgewählter Forscherpersönlichkeiten des 18. und 19. Jahrhunderts darzustellen und zu analysieren. Die Arbeit basiert auf intensiven Quellenstudien in Archiven und Bibliotheken Russlands und der Schweiz. Für unser Thema fanden sich relevante Dokumente zu Daniel Gottlieb Messerschmidt (1685–1735), Johann Georg Gmelin (1709–1755), Erik Laxmann (1737–1796), Friedrich Adelung (1768–1843) und Joseph Rehmann (1779–1831). Sie thematisierten die Verbreitung der tibetischen Medizin auf dem Gebiet Russlands, die Verwendung von Arzneipflanzen, Rezepturen und Therapieformen. Die ersten Begegnungen von Westeuropäern mit Heilkundigen der tibetischen Medizin vermochten nicht, die tibetische Medizin für die wissenschaftliche Öffentlichkeit jener Zeit aus dem Kontext des Exotischen im Bereich der Ethnografie herauszuheben. Für moderne Forscher jedoch sind diese Begegnungen wichtige Zeugnisse für die mittlerweile 300 Jahre währende Entwicklungsgeschichte der tibetischen Medizin in Sibirien. Die Praxis der tibetischen Medizin und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Medizinsystem bestehen in Sibirien bis heute fort. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass eine Anknüpfung an die historischen und kulturellen Verbindungen von Europa zu Asien über Sibirien möglich und fruchtbar ist.

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