Abstract
Hintergrund: Kunsttherapeutische Angebote werden mittlerweile in allen Bereichen der onkologischen Versorgung angewandt, um die Krankheitsverarbeitung durch kreative Techniken zu unterstützen. In vorangegangenen Arbeiten wurde die Wirkung der Kunsttherapie überwiegend anhand der Teilnehmereinschätzungen beschrieben. Diese Studie hat das Ziel, die Bedeutung einer kunsttherapeutischen Intervention für Krebspatienten aus der Sicht aller Beteiligten – Teilnehmer, Kursabbrecher, Kursleitung und Supervisorin – zu untersuchen. Patienten und Methoden: Eine für die ambulante Nachsorge entwickelte kunsttherapeutische Intervention wurde mit Krebspatienten durchgeführt. Die persönliche Sicht der Teilnehmer und Kursabbrecher wurde nach Beendigung der Intervention mittels offener und geschlossener Fragen erfasst. Kursleitung und Supervisorin beschrieben die Wirkung der Intervention aus ihrer persönlichen Sicht. Ergebnisse: Insgesamt haben 74 Patienten die Intervention begonnen, wobei 18 die Teilnahme vorzeitig beendeten. Für die Teilnehmer (55 von 56 Fragebögen liegen vor) hatte die Intervention mehrere Bedeutungen. Am häufigsten wurden genannt: Anregung von Phantasie (50/55), emotionale Stabilisierung (48/55), Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeit (45/55) und der Austausch mit Betroffenen (42/55). Das vorzeitige Beenden der Intervention hatte ganz verschiedene Gründe. Die befragten Kursabbrecher (N = 8/18) schätzten die Intervention positiv ein (4/8) bzw. konnten keine Aussage hierüber treffen (3/8). Einzelne Kritikpunkte waren: zu starke Thematisierung der Erkrankung (N = 3), modernes Zeichnen (N = 1), zu viele Gespräche (N = 1) und zu viel Zeichnen (N = 1). Sowohl die Kursleitung als auch die Supervisorin beschrieben vor allem die Aktivierung der Betroffenen als Wirkung der Intervention. Schlussfolgerungen: Die als positiv erlebten Wirkungen der Intervention sprechen für deren Etablierung im ambulanten Bereich. Kunsttherapeutische Angebote erweitern hierbei das Spektrum der psychosozialen Versorgung und bieten Krebspatienten die Möglichkeit, sich künstlerisch mit der Erkrankung und deren Folgen auseinanderzusetzen.