Die Tibetische Medizin als eines der grossen Medizinsysteme der Welt entstand im 8. Jahrhundert n. Chr. und fand im Lauf der Jahrhunderte ihre Verbreitung in Zentralasien. In Europa begann die erste Kontaktnahme mit Tibetischen Arzneimitteln um 1850 in Russland. Nach und nach gelangten sie bis in die Schweiz, wo seit über 30 Jahren Tibetische Arzneimittel hergestellt werden und von der Arzneimittelbehörde zugelassen sind. Zu einzelnen Formeln der Tibetischen Medizin, insbesondere Padma 28 und Padma Lax, wurde in den letzten Jahren reichhaltiges klinisches und experimentelles Forschungsmaterial erstellt. Parallel dazu entstand ein genuiner europäischer Grundstock von Erfahrungen. Tibetische Arzneimittel sind Vielstoffgemische. Auf dem Weg zu einer modernen Tibetischen Rezeptur ergeben sich dadurch spezielle Anforderungen an die Beurteilung der Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit. Die Herstellung solch reichhaltig formulierter Mischungen muss sowohl moderne GMPAnforderungen als auch die traditionellen Quellen berücksichtigen. In den letzten Jahren ist eine steigende Beliebtheit asiatischer Arzneimittel in Europa zu beobachten. Dieses Bedürfnis von Patienten, Ärzten und Therapeuten verlangt auch Antworten von regulatorischer Seite. Aspekte wie etwa die Sinnhaftigkeit der Zusammensetzung (Kombinationsbegründung) und gewisse Qualitätsnormen sind in diesem Kontext von den Zulassungsbehörden neu zu definieren. Nur mit angepassten Rahmenbedingungen können Tibetische Arzneimittel in Europa ihren Platz finden und in der Folge zusammen mit den anderen Medizintraditionen und der biomedizinischen Forschung integrativ das Interventions- und Präventionsarsenal westlicher Industriegesellschaften bereichern.

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