1) Are Homeopathic Drug Effects Replicable? Examination (parapsychologically) of Isopathic Prophylactic Treatment. 2) Distant Healing for Skin Warts? 3) Empirical Testing of the Morphic Resonance Theory – Do We Notice If We Are Stared At? Die drei Themen des Journal Clubs dieser Ausgabe sind durch drei unsichtbare Ariadnefäden miteinander verbunden. Wir besprechen die jüngsten Replikationsversuche des isopathischen Forschungsmodells in der klinischen Homöopathieforschung, das durch David Reillys erste Lancet-Publikation einer kontrollierten klinischen Homöopathiestudie weite Berühmtheit erlangte, zusammen mit zwei norwegischen Arbeiten, die man als konzeptuelle Replikation bezeichnen könnte. Als Interpretationsfolie wird uns eine noch unpublizierte Arbeit dienen, die im Frühjahr dieses Jahres auf der Konferenz «Evidence Based Complementary Medicine» vorgestellt wurde und als Abstract in dieser Zeitschrift publiziert wurde. Dies ist die ausführlichste Serie von Replikationen, die es in der Homöopathieforschung gibt, sieht man einmal von den Studien Wiesenauers mit Galphimia C6 ab, die ja aufgrund der tiefen Potenzierung weniger kontrovers sind. Als zweitem Thema wenden wir uns der Fernheilstudie aus Exeter zu, die geistiges Fernheilen bei Warzen untersuchte. Drittens gehen wir ein wenig über die Grenze der medizinischen Forschung hinaus und grasen im Niemandsland der Parapsychologie, indem wir die jüngsten Versuche Sheldrakes, seine Theorie der morphogenetischen Felder zu belegen, unter die Lupe nehmen. Die Theorie der morphogenetischen Felder – ein erster verbindender Strang zwischen den verschiedenen Themenkreisen – wurde und wird verschiedentlich bemüht, um das mögliche Funktionieren komplementärmedizinischer Massnahmen, aber auch von Gebet und Fernheilung, theoretisch zu untermauern. Sie ist bei verschiedenen Proponenten alternativer Wissenschaftsansätze sehr beliebt und bei allen New-Age-Nahestehenden eine geläufige Erkennungsmarke. Sheldrake hatte vor Jahren postuliert, dass man bestimmte Phänomene im Zusammenhang mit der biologischen Formentwicklung, aber auch unkonventionelle Phänomene aus den Grenzbereichen der Wissenschaften nur dann gut verstehen könne, wenn man die Existenz sogenannter morphogenetischer Felder annehme. Darunter sind immaterielle Kraftfelder zu verstehen, die durch das Entstehen und Wiederholen bestimmter Formen und Zusammenhänge entstehen und auf das Auftreten eben dieser Formen und Zusammenhänge später und anderswo erleichternd wirken. Sie haben vage Ähnlichkeit mit dem aristotelischen Begriff der Form, die ja bekanntlich die konkrete Ausformung einer Materie, die reine Möglichkeit darstellte, erst Wirklichkeit werden lässt. Wichtig für das Verständnis von Sheldrakes Begriff der morphogenetischen Felder ist die Tatsache, dass diese Felder, ähnlich den bekannten Feldern, also etwa dem Gravitationsfeld oder dem elektromagnetischen Feld, unmittelbar mit materiell-physikalischen Ereignissen wechselwirken können sollen. Sie wären also eine Möglichkeit, den cartesischen Schnitt zwischen materiellen und immateriellen Systemen zu überwinden. Wichtig ist ausserdem, dass diese Felder veränderlich sind. Sie entstehen, wenn eine kritische Masse von neuen Formen oder Zusammenhängen vorhanden ist. Wenn etwa eine bestimmte Anzahl einer biologischen Spezies ein neues Verhalten gelernt hat – z.B. Meisen in England, die Aludeckel von Milchflaschen aufzupicken –, dann entsteht ein morphogenetisches Feld, das wiederum anderen Mitgliedern der gleichen Spezies – Meisen in Holland – ermöglichen soll, dieses Verhalten leichter und schneller zu zeigen, als per Zufall zu erwarten ist. Morphogenetische Felder wären also eine Art überindividuelles Gedächtnis der Natur, weil sie die Lern- und Verhaltensgeschichte über Zeit und Raum hinweg repräsentieren. Gäbe es so etwas wie morphogenetische Felder, dann könnte man theoretisch ohne Probleme verstehen, wie etwa das Beten und Wünschen vieler Menschen ein Feld aufbaut, das unmittelbare physikalische Wirkungen zeigt, unabhängig von zeitlichen und räumlichen Entfernungen. Geist- oder Gebetsheilung wäre dann nichts Mysteriöses mehr, sondern eine subtile Art physischer Einwirkung. Man könnte das Modell sogar dafür hernehmen, sich die Wirkungsweise der Homöopathie zu erklären. Meines Wissens ist zwar noch niemand explizit auf diesen Gedanken gekommen, aber in Ansätzen würde das etwa so funktionieren: Das ausführliche Beschäftigen mit einer Substanz und ihren Eigenschaften – über Arzneimittelprüfungen, durch vermehrte Berührung bei Vergiftungen, durch das Aufstellen eines Arzneimittelbildes und häufige klinische Verwendung, schliesslich durch den zeit- und energieaufwendigen Zubereitungsprozess bei der Herstellung – erzeugt ein morphogenetisches Feld. Dieses Feld tritt durch das homöopathische Ritual in Wechselwirkung mit einem Kranken, bei dem diese Substanz indiziert ist, und löst so biologische Prozesse aus, die die Selbstheilung anstossen. Die Theorie der morphogenetischen Felder und der morphischen Resonanz hat also durchaus Auswirkungen auf mögliche oder unmögliche Theoriebildungen innerhalb der Komplementärmedizin. Vor einigen Jahren hat Sheldrake konkrete Experimente vorgeschlagen, mit denen sein Modell testbar ist, und begonnen, solche durchzuführen. Zu diesen gehört das Experiment, bei dem andere Menschen von hinten angeschaut werden und abschätzen müssen, ob gerade jemand hinschaut oder nicht. Dies ist zwar ein Standardparadigma der Parapsychologie, das bereits vor Sheldrake durchgeführt wurde, erhält aber durch seine Publizität neue Brisanz. Der zweite verbindende Strang ist also, so befremdlich das klingen mag, die Parapsychologie. Diese Disziplin beschäftigt sich schon seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert damit, ob es so etwas wie direkte Einflüsse mentaler Ereignisse auf physikalische Ereignisse geben kann. Sheldrakes Experimente sind Beispiele für die klassische Fragestellung, ob so etwas wie eine Intention, repräsentiert durch den Blick, irgend einen direkten Einfluss auf das Vermuten einer anderen Person haben kann. Für die Geistheilung werden ebenfalls immer wieder direkte Verbindungen zwischen dem Geist einer Person – des Heilers – und dem Körper einer anderen reklamiert. Dass sich hinter diesen Konzepten oft hochbrisante Fragen verbergen – wie etwa die nach der Natur seelischer und körperlicher Vorgänge –, sei hier nur kurz erwähnt. Die Komplementärmedizin hat mit der Parapsychologie etwas gemeinsam und kann von dieser viel lernen: das Replizierbarkeitsproblem, den dritten, verbindenden Strang. Die Tatsache, dass Einzelbefunde nur unter grösster Schwierigkeit, wenn überhaupt, replizierbar sind, ist beinahe zu einem Markenzeichen parapsychologischer Befunde geworden. Neuere Modellbildungen, zu denen unter anderen einer der Autoren des Journal Clubs dieser Ausgabe, Walter von Lucadou, massgeblich beigetragen hat, sagen solche mangelnde Replizierbarkeit als notwendigen Bestandteil der vorliegenden Phänomene geradezu voraus. Möglicherweise bestünde die Lösung für das Replizierbarkeitsproblem der Homöopathie darin, nicht nach einem stabilen, replizierbaren Modell Ausschau zu halten, sondern sich dem Bemühen der Parapsychologen anzuschliessen und die mangelnde Replizierbarkeit in ein Metamodell einzubauen. Ob ein solches Replizierbarkeitsproblem auch bei der Homöopathie vorliegt und wie dieses möglicherweise lösbar wäre, werden wir bei der Besprechung der Isopathiestudien sehen. Wenn dies so ist, wenn also bestimmte Bereiche der Komplementärmedizin – etwa die Geistheilung, die Homöopathie, möglicherweise auch andere Phänomene – mehr Ähnlichkeit mit der Parapsychologie als mit der Pharmakologie haben, dann wäre zu erwarten, dass bei der Beforschung dieser Bereiche auch ähnliche Probleme wie in der parapsychologischen Forschung auftauchen werden. Dann ist zu vermuten, dass etwa die Serie positiver Befunde in der Geistheilforschung, wie unlängst hier vorgestellt, abbricht, oder dass ein anfangs gefundener Effekt in der Homöopathie sich verliert. Dann wäre es an der Zeit, andere Modelle für die Erforschung dieser Phänomene zugrunde zu legen. Möglicherweise gibt dieser Journal Club ein paar Hinweise.

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