Abstract
Childhood Diseases, Infectious Diseases, and Fever as Potential Risk Factors for Cancer? Objective: We investigated the assertion that past childhood diseases, acute and febrile infections as well as allergies have a preventive effect on cancer. Former studies on this topic show controversial results and methodical deficits. Patients and Method: The investigation was conducted as a retrospective case control study with 111 cancer patients and a group of 109 control persons from 3 hospitals in Berlin. Results: A significant change in the risk of developing cancer could only be observed for mumps (OR = 2.6; increased risk), whooping cough (OR = 2.7; increased risk), and colds in the recent past (OR = 0.7; decreased risk). Fever within the last 5 years showed no association with the development of malign tumors. Conclusion: We could not confirm the results of former studies which assumed a preventive effect of childhood diseases and fever on the cancer risk. On the contrary, on the basis of this investigation one might postulate a 2- to 3fold rise of the cancer risk by mumps or whooping cough. Because of divergent study results, deficits in the study designs, and a low evidence of the present findings no final statement on the association between childhood diseases or fever and cancer should be made. Kommentar Die vorliegende Studie hat den Herausgebern viel Kopfzerbrechen bereitet. Einerseits handelt es sich um eine hochinteressante und potentiell medizinisch eminent wichtige Fragestellung. Eine Reihe von methodischen Problemen, die nachträglich nicht mehr korrigierbar sind, limitiert allerdings die Interpretierbarkeit der vorgestellten Daten erheblich und würde normalerweise aus diesem Grunde zur Ablehung führen müssen. Es ist klar, dass zur Identifizierung von Prädiktoren die klassische epidemiologische Studie, die Kohortenstudie, der richtige Ansatz ist. Allerdings lassen sich Assoziationen dann quantitativ einigermassen verlässlich darstellen, wenn die Studie prospektiv durchgeführt wird, wie z.B. die berühmte Framingham- Studie im Bereich der kardiovaskulären Risikofaktoren. Das erfordert grosse Fallzahlen und viele Jahre Geduld. Eine retrospektiv durchgeführte Studie, die sog. Fall-Kontroll-Studie, liefert nicht ganz so verlässliche Ergebnisse, kann aber hilfreich sein, wenn die methodischen Voraussetzungen stimmen. Die wichtigste (und mühsamste) ist, für jeden «Fall» eine möglichst gut vergleichbare Kontrolle zu bekommen, die zumindest in Bezug auf Alter, Geschlecht, sozioökonomischen Hintergrund und im vorliegenden Fall Lebensgewohnheiten sehr ähnlich sein muss. Zuerst ist die Fallzahl viel zu klein, als dass die wichtigsten der untersuchten Eigenschaften oft genug vorkommen. Vor allem aber wurden 111 Krebspatienten (durchschnittliches Alter 69 Jahre) verglichen mit einer Gruppe von 61 Patienten ohne maligne Erkrankungen (durchschnittliches Alter 60 Jahre) und 48 Gesunden (durchschnittliches Alter 46 Jahre), sodass man annehmen muss, dass das entscheidende Einschlusskriterium «Verfügbarkeit» war. Alle vorgefundenen Unterschiede können demnach viele Gründe haben, ein Zusammenhang im Sinne der Fragestellung ist weder zu verifizieren noch zu falsifizieren. Wir haben uns dennoch entschlossen, die Studie zu publizieren, weil wir glauben, dass das untersuchte Thema von absolut zentraler Bedeutung für die Naturheilkunde ist und es bedauerlicherweise keine wirklich aussagekräftigen Studien zum Thema gibt. Wir hoffen deshalb sehr, dass die vorliegende Studie Interesse weckt, die Thematik weiter zu verfolgen. Wir sind sicher, dass sie zudem methodisch wichtige Anregungen geben kann, künftige Studien so anzulegen, dass die Ergebnisse wirklich robust und aussagekräftig sein werden. Dies ist übrigens nicht nur unser Anliegen, sondern auch das der Autoren der vorliegenden Arbeit, denen wir deshalb für ihre Courage danken möchten, einer kommentierten Publikation zuzustimmen. Sie haben dem Thema damit sicherlich einen grossen Dienst erwiesen. K. L. Resch, Bad Elster