Während in akademischen Kreisen noch ausgiebig diskutiert wird, wie Naturheilkunde, Komplementärmedizin und Alternativmedizin begrifflich fassbar gemacht, sprich definiert werden können, hat sich längst ein Parallelmarkt entwickelt, auf dem seriöse und obskure Anbieter eine breite Palette von vermeintlich hilfreichen diagnostischen Massnahmen und Therapien feilbieten. Ohne kassenärztliche Vereinigung, ohne wissenschaftliche Fachgesellschaften, ohne amtlichen Segen. Der Markt boomt, wie das Beispiel rheumatische Erkrankungen zeigt. Das hat seine Gründe, von denen S. Hill in ihrem Kommentar einige nennt. Abstrahiert könnte man sagen, dass es offensichtlich einen grossen Bedarf in Bereichen gibt, für die die konventionelle Medizin zu wenig zu bieten hat. Die daraus resultierende Tatsache, dass Patienten immer mehr bereit sind, zusätzlich und ergänzend Leistungen einzukaufen, müsste nicht weiter schrecken (und wäre parteienübergreifend sogar ganz im Sinne unserer Gesundheitspolitiker), wenn man unterstellen könnte, Patienten hätten eine einigermassen verlässliche Möglichkeit, seriöse Angebote von denen von Quacksalbern, Scharlatanen und miesen Geschäftemachern zu unterscheiden. Das haben Sie aber nicht. Die Beispiele in diesem Journal Club sollen aufzeigen, wie schwer es manchmal selbst dort ist, Stellung zu beziehen, wo bereits Versuche vorliegen, bestimmte Angebote zu hinterfragen. Das liegt nicht zuletzt an den ziemlich durchgängigen Defiziten, was die Forschungsqualität in diesem Bereich anbelangt. Es scheint höchste Zeit, dass sich die akademische Medizin ihrer Verantwortung in diesem Bereich bewusst wird und sich seiner annimmt. Wer sonst sollte das tun?

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