Anders als sonst sollen diesmal nicht Originalarbeiten aus verschiedenen Journalen vorgestellt und besprochen werden, sondern mehrere Folgen einer Serie von Über- sichtsarbeiten, die unter dem gemeinsamen Titel «ABC der Komplementärmedizin» soeben im renommierten British Medical Journal erschienen sind. Dies hat mehrere Gründe. Vergleicht man den Stellenwert, der einzelnen Verfahren von den Autoren, anerkannten und profunden Kennern der komplementärmedizinischen «Szene», bei- gemessen wurde, so wird deutlich, dass in Zeiten, in denen es für viele «schulmedi- zinische» Fragestellungen mehr oder weniger weltweit einheitliche Standards gibt, dies für den Bereich der Komplementärmedizin nicht der Fall ist. Schon innerhalb des europäischen Raumes bestehen offensichtlich erhebliche Unterschiede, nicht nur was die Prävalenz, sondern auch was die Bewertung betrifft. Nach Studium der Serie wird deutlich, dass das Ansinnen, den Begriff Komplementärmedizin durch eine valide Definition klar zu beschreiben wohl noch problematischer sein dürfte als man das angesichts der bisher wenig erfolgreichen Versuche bereits hatte vermuten müssen. Das spürbare Unbehagen, das ein guter Teil der Kommentatoren mit der allzu kurso- rischen Zusammenfassung zum Teil sehr unterschiedlicher Ansätze unter ein jeweils thematisch griffiges Oberthema hatte, wirft die Frage auf, ob es unter dem Strich dienlich ist, ein solches Unterfangen in dieser Form in einem allgemeinmedizini- schen Journal zu wagen. Für einzelne Aspekte bleibt fraglich, ob der Grundsatz des «nil nocere» von den Autoren trotz wohl bester Absichten verwirklicht werden konnte. Nichtsdestotrotz stellt die Serie wohl einen Meilenstein dar, da sich mit einiger Si- cherheit viele (unter anderem Schulmediziner, Gesundheitspolitiker und -ökono- men) darauf berufen werden. Und Aufmerksamkeit erregt hat die Serie allemal. In den letzten Monaten führten einzelne Folgen zum Teil die Hitliste mit den meisten Zugriffen auf die Internetseiten des British Medical Journal an. Das bedeutet auch, das die Statements zur begrenzten bzw. unzureichenden Absicherung durch adä- quate Studien für die nächste Zeit für den, der nicht über weitergehende, differen- ziertere Informationen verfügt, erst einmal so im Raum stehen werden. Noch ein Grund mehr, die Ärmel hochzukrempeln ...

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