Zusammenfassung
Hintergrund: In den letzten Jahren ist insbesondere die Natur als Ressource in das Interesse der gesundheitspsychologischen Forschung gerückt. In Ergänzung zum etablierten Konzept der Naturzuwendung als Haltung wurde ein Forschungsinstrument zum Naturerleben entwickelt, welches das subjektive, teilweise intentionale Erleben von Natur unter unterschiedlichen Aspekten beleuchtet. Dazu gehören insbesondere Natur als Erlebensraum, um sich von der Alltagsbelastung distanzieren zu können, um Auszeiten durch Ruhe und Stille finden zu können, um emotionale Ausgeglichenheit zu erlangen, Natur als Ort der Faszination und des Staunens, Naturerleben als Basis für einen verantwortlichen Umgang mit der Natur. Das Manuskript zeigt die Ergebnisse der Validierung des neu entwickelten Fragebogeninstrumentes zum Naturerleben. Methoden: Eine anonyme Online-Querschnittsstudie unter 441 Teilnehmenden wurde mit standardisierten Fragebogeninstrumenten zur Validierung der Experience of Nature Scale (ENS) mittels explorativer Faktoren- (Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation) und Reliabilitätsanalysen (Cronbachs α) durchgeführt. Ergebnisse: Die explorative Faktorenanalyse der Naturerlebens-Skala mit 11 Items ergab drei Hauptfaktoren mit guter interner Kongruenz, die 71% der Varianz erklären: (1) Alltagsdistanzierung/Entspannung (Cronbachs α = 0,87), (2) Faszination Natur/Staunen (Cronbachs α = 0,82) und (3) Verantwortungsempfinden für Natur (Cronbachs α = 0,85). Diese Faktoren korrelierten stark mit der Naturverbundenheit (NR-6) und moderat bis stark mit Ehrfurcht/Dankbarkeit (GrAw-7) im Sinne der Konvergenzvalidität, aber nur marginal bis schwach mit psychologischem Wohlbefinden (WHO-5). Schlussfolgerungen: Die ENS zur Erfassung des affektiven Erlebens von Natur hat gute psychometrische Qualitätsindizes und kann in künftigen Studien zur Bedeutung dieses Erlebens von Natur zum Beispiel als Prädiktor- oder Prozessvariable eingesetzt werden.