Zusammenfassung
Hintergrund: Zur Erfassung einer erhöhten Verarbeitungssensibilität bei Patienten in der stationären psychosomatischen Behandlung wurde ein Fragebogen entwickelt, der anders als Fragebögen zur Messung von Hochsensibilität die Konstrukte der Wahrnehmungssensibilität und Verarbeitungsproblematik trennen soll. Methoden: Zunächst wurde eine 30 Items umfassende Version an einer klinischen und einer nichtklinischen Stichprobe mit jeweils 1’103 Patienten erhoben und faktoranalytisch ausgewertet. Daraus konnte eine Kurzform mit 12 Items extrahiert werden, die im klini-schen Einsatz wiederholt validiert wurde. Ergebnisse: Sowohl in der klinischen und der nichtklinischen Stichprobe der Langform als auch in der Kurzform ergeben sich zwei Faktoren mit Cronbachs Alpha von 0,84 und 0,77, welche die Konstrukte der Sensibilität und Verarbeitungsproblematik eindeutig trennen. Weitere faktorielle Unterscheidungen waren nicht einheitlich. Kurz- und Langform zeigten mit Werten zwischen r = 0,87 und 0,94 eine hohe Übereinstimmung. Eine Referenzskala wurde ebenfalls erstellt. Fazit: Durch die differenzierte Erfassung der Sensibilität und der therapeutisch relevanten Aspekte der Verarbeitungspro-blematiken erscheint die Verwendung in der klinischen Dia-gnostik sinnvoll.