Abstract
Die Fortschritte in der operativen Therapie der akuten Appendizitis haben in den letzten 100 Jahren zu einem deutlichen Rückgang der Komphkationen der Erkrankung geführt. Heute müssen wir feststellen, daβ mit der laparoskopischen Operationsmethode Prinzipien und Regeln der Appendixchirurgie über Bord geworfen werden, die den alten Chirurgen aufgrund vieler – oft schmerzhafter – Erfahrungen sehr wichtig waren und die auch noch Kern der Ausbildung der heutigen Chirurgengeneration darstellen. So war die korrekte Übernähung des Stumpfes durch Z-Naht und Tabakbeutelnaht eine Conditio sine qua non, und die einfache Abbindung wurde wegen der Gefahr der Fistel-bildung und des Verbleibens eines Appendixrestes verlassen. Immer wieder wurde vor der Beckenhochlagerung gewarnt, besonders wenn sich eitriges Exsudat im Bauchraum fand, urn der Ausbildung subphrenischer Abszesse vorzubeugen. Wir haben in den letzten 2 Jahren gelernt, daβ das laparoskopische Vorgehen ohne Stumpfübemähung nicht zu Komphkationen führen muβ, und unsere eigenen Statistiken bestätigen dies. Auch ist zu erwarten, daβ die Spätkomplikation Bridenileus seltener eintritt, was sicher auf die Tatsache zurückgeführt werden kann, daβ die Bauchfellnarben kleiner sind. Dennoch bleibt abzuwarten, ob nicht in Zukunft wieder vermehrt Fernabszesse zur Beobachtung kommen werden und ob die seit langem selten gewordene Stumpfinsuffizienz häufiger auftritt. Beobachtungen aus verschiedenen Kliniken lassen vermuten, daβ entzündungsbedingte Komphkationen nach laparoskopischer Appendektomie nicht selten sind, und der Begriff «Sonnenbrand des Zäkums» zeigt, daβ das letzte Kapitel über das geeignete Vorgehen beim «Kleinod der operativen Chirurgie» noch nicht geschrieben ist.