Abstract
Die Rolle der Milz bei der Entwicklung der individuellen immunologischen Kompetenz des Kindes und die bekannten Folgen eines Milzverlustes führten insbesondere für das Kindesalter zu einer heftigen Diskussion um die sogenannten «klassischen Indikationen» zur Splenektomie. Das ursprünghch formuherte Postulat der Bewahrung der immunologischen Reaktionsbreite des Kindes durch Erhaltung von Milzgewebe bedarf einer kritischen Bewertung, da jeder Eingriff an der Milz eine gravierende Störung des immunologischen Gleichgewichts hervorruft. Nach Splenektomie im frühen Kindesalter ist eine Restauration immunologischer Funktionsgröβen nur selten zu erwarten, während nach einer Milzteilresektion – in Abhängigkeit von der Masse und der Durchblutungsgröβe der Restmilz – nach einer Latenzphase in jedem Fall eine vollständige immunologische Wiederherstellung eintritt. Der potentielle Verlust der immunologischen Kompetenz bzw. die transitorische Immundefizienz nach der Milzteilresektion erfordern eine entsprechende Aufklärung der Patienten und der Eltern und die Anwendung adjuvanter Schutzmaβnahmen (antibiotische Prophylaxe, Vakzinierung) für die Dauer der immunologischen Inkompetenz. Eine metaphylaktische Betreuung der Kinder ist unbedingt notwendig.