Abstract
Das Vermeiden von Fremdbluttransfusionen und den damit verbundenen Risiken hat zur Folge, daβ bei alien operativen Patienten ohne gravierende Zusatzerkrankungen kardialer oder pulmonaler Art, passagere anämische Zustände (Hämoglobin < 9,0 g/dl) zu tolerieren sind. Voraussetzung ist eine Normovolämie, d.h. ein konstantes physiologisches Blutvolumen. Unter diesem Aspekt sind die verschiedenen Volumenersatzmittel von zusätzlichem Interesse für den klinisch tätigen Therapeuten. Kristalloide Lösungen wie Kochsalzlösung oder Ringer-Laktat scheiden wegen des geringen initialen Volumeneffektes und einer sehr kurzen intravasalen Verweildauer als Volumentherapeutikum aus. Albumin ist teuer und hat gegenüber künstlichen Kolloiden keinerlei spezifische Vorteile; seine Volumenwirksamkeit wird überdies vielfach überschätzt. Albumine sind daher im operativen Bereich generell abzulehnen. Dextrane sind die ältesten künstlichen Kolloide. Gegenüber Gelatine und Hydroxyäthylstärke haben Dextrane z.T. erhebliche Nachteile: Anaphylaktoide Reaktionen, Verstärkung des Ödems bei kapillärem Leek (!), Verschlechterung der Rheologie, Störung der thrombozytären und plasmatischen Gerinnung, Beeinflussung der Kreuzreaktivität des Blutes. Gelatine ist preiswert hat aber einen kurzen und hypoonkotischen (ca. 70%) Volumeneffekt, was bei Volumenbedarf die Anwendung inadäquat groβer Mengen nötig macht. Als kolloidales Volumenersatzmittel der Wahl muβ heutzutage Hydroxyäthylstärke gelten. Die Variabilität des Moleküls läβt es zu, Lösungen zu formulieren, die auf den partikulären klinischen Bedarf abgestimmt sind. Dies betrifft rheologische Effekte, Volumenwirksamkeit und intravasale Verweildauer, welche durch Konzentration, Molekülgröβe, molare Substitution und Substitutionscharakteristik (C2-/C6-Verhältnis) bestimmt werden. Diese Infusionsmerkmale müssen von den Herstellern detailliert angezeigt, und ihre Relevanz transparent gemacht werden.