Abstract
Hintergrund: Seit der ersten orthotopen Lebertransplantation (oLTx) 1963 hat sich die oLTX als Standardverfahren der Therapie progredienter Leberkrankheiten etabliert. Die Überlebensraten wurden kontinuierlich verbessert. Nebenwirkungen immunsuppressiver Therapie treten seither zunehmend in den Vordergrund. Besonders arterielle Hypertonie (AH), Post-Transplant Diabetes Mellitus (PTDM) und Einschränkungen der Nierenfunktion (Niereninsuffizienz (NI)) sind relevante Probleme, die die Lebensqualität und Prognose der Patienten einschränken und hohe Kosten verursachen. Patienten und Methoden: In einer retrospektiven Analyse wurden die Daten von 248 oLTx der Chirurgischen Universitätsklinik Bonn in den Jahren 01/1992 bis 01/2005 ausgewertet. Ergebnisse: In Abhängigkeit von der jeweiligen Immunsuppression zeigte sich eine erhöhte postoperative Inzidenz für AH (prä- 25% vs. postoperativ 50%; Cyclosporin A (CyA) 47% vs. Tacrolimus (FK) 46%) und NI (prä- 29% vs. postoperativ 67%; CyA 65% vs. FK 57%). Bei PTDM lag eine hohe postoperative Inzidenz von 50%, aber kein signifikanter Unterschied zwischen den verschiedenen immunsuppressiven Therapien vor (CyA 45% vs. FK 51%). Schlussfolgerungen: Postoperative Nierenfunktionseinschränkungen und weitere Komplikationen nach oLTx sind häufig bedingt durch die Calcineurin-Inhibitor (CNI)-basierte immunsuppressive Therapie. Durch Modifikation des immunsuppressiven Therapieregimes (Einsatz von Mycophenolsäure + CyA oder FK und Corticosteroiden) konnten viele der CNI-bedingten Nebenwirkungen vermieden oder minimiert werden. mTOR (mammalian target of rapamycin)-Inhibitoren oder monoklonale Antikörper gegen IL-2-Rezeptoren stellen alternative Therapieoptionen ohne negative Auswirkungen auf die Nierenfunktion dar.