Abstract
Adjuvante und neoadjuvante Therapiekonzepte finden in der Behandlung des Ösophaguskarzinoms in den letzten Jahren ein zunehmendes Interesse. Dies ist vor allem auf die weiterhin unbefriedigenden Langzeitergebnisse nach alleiniger chirurgischer Resektion beim Ösophaguskarzinom zurückzuführen. Neuere prospektiv randomisierte Studien zeigen jedoch, daβ eine adjuvante postoperative Bestrahlung oder Chemotherapie nach einer kompletten Tumorresektion (RO-Resektion) keinen zusätzlichen Überlebensvorteil bringt. Im Gegensatz dazu sind die vorliegenden Daten zur neoadjuvanten präoperativen Therapie sowohl beim Adeno- als auch beim Plattenepithelkarzinom des Ösophagus bisher nicht schlüssig. Bei Patienten mit potentiell resektablen Tumoren konnte in mehreren Phase-III-Studien bisher kein Prognosegewinn durch präoperative Radiatio, Chemotherapie oder kombinierte Radio-/ Chemotherapie im Vergleich zur alleinigen Resektion aufgezeigt werden. Bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen Tumoren, d. h. Tumoren, die mit groβer Wahrscheinlichkeit nicht mit ausreichendem Sicherheitsabstand primär komplett reseziert werden können, kann durch eine neoadjuvante Therapie ein «Down-Staging» und damit eine Erhöhung der RO-Resektionsrate erreicht werden. Ein Überlebensvorteil mit diesem multimodalen Vorgehen ist jedoch nur bei Patienten mit Ansprechen auf die Vorbehandlung und kompletter Tumorresektion zu erwarten. Im Vergleich zur alleinigen präoperativen Chemotherapie verbessert die kombinierte Radio-/Chemotherapie die Ansprechrate, führt jedoch zumindest beim Patienten mit Plattenepithelkarzinom auch zu einer erhöhten perioperativen Morbidität und Mortalität. Neoadjuvante Therapiekonzepte sollten so-mit nur in spezialisierten Zentren mit ausreichender Erfahrung und an streng selektierten Patienten durchgeführt werden. Die Identifizierung von Prognosefaktoren, welche ein Ansprechen auf neoadjuvante Therapie vorhersagen lassen, und die Entwicklung effektiver und weniger toxischer neoadjuvanter Therapieregime stellen die wesentlichen Schwerpunkte für neue Studien dar.