Abstract
Träume spielen im Schamanismus eine eminente Rolle, sie sind ein Divinationsinstrument par excellence. Versteht man die Bildsprache des Schamanismus, so ergeben sich erstaunliche Parallelen zur Jungschen Psychologie. Auch uns können Seelenteile gestohlen werden durch «Geister» (Komplexe), wie etwa der gesunde Menschenverstand, das Selbstwertgefühl oder die psychische Energie bei der Depression. Schamanen haben alle eine durchlässige Ich-Grenze, wie es auch Jung von sich selber sagte. In ihrer Ausbildung lernen sie, diesen Grenzverkehr zu handhaben, um die hilfreichen Mächte nutzen zu können und von den destruktiven nicht verschlungen zu werden. In allen schamanischen Seelensuchreisen und sonstigen Techniken kommen das Bewusstsein und das Unbewusste der Schamanen zusammen, ähnlich der aktiven Imagination. Nur mit dem Unterschied, dass Schamanen gelegentlich in ihren luziden Träumen in das System des Patienten eindringen und damit eine syntone Gegenübertragung willentlich erzeugen können. Ähnliches findet sich bei synchronistischen Phänomenen: was uns dabei einfach gelegentlich zustösst, können Schamanen offensichtlich induzieren.