Abstract
Für Kinder mit chronischer Cholestase gibt es nur wenige spezifische Behandlungen. Die meisten Behandlungsstrategien schaffen Erleichterung bei Gallenretention oder lindern einige Auswirkungen der chronischen Cholestase. Ursodesoxycholsäure ist der bei Kindern mit chronischer Cholestase am häufigsten eingesetzte Wirkstoff. Diese Gallensäure wird Patienten mit Mukoviszidose, angeborenen Störungen des Gallensäurestoffwechsels, progressiver familiärer intrahepatischer Cholestase (PFIC), sklerosierender Cholangitis, Gallengangsatresie, Alagille-Syndrom oder Patienten mit totaler parenteraler Ernährung (TPN) in einer Tagesdosis von zwischen 10 und 30 mg/kg Körpergewicht verabreicht. Die Ursodesoxycholsäure regt in erster Linie den Gallenfluss an und hat eine membranstabilisierende Wirkung, welche die Toxizität der hydrophoberen Gallensäuren senkt. Rifampicin ist ein Antibiotikum, das in einer Tagesdosis von zwischen 10 und 20 mg/kg Körpergewicht verabreicht wird und äusserst wirksam Linderung bei Pruritus verschafft. Ähnliche Wirkungen werden mit nicht resorbierbaren Ionenaustauscherharzen erzielt. Diese Moleküle senken ferner die Cholesterinspiegel im Blutserum und tragen so zur Rückbildung von Xanthomen bei. Eine Substitutionstherapie durch Verabreichung essenzieller Fettsäuren oder Cystein zur Behandlung von Mangelerscheinungen, die durch die totale parenterale Ernährung hervorgerufen wurden, kann assoziierte Lebererkrankungen verhindern oder zu deren Besserung beitragen. Bei einigen cholestatischen Erkrankungen kann die Behinderung des Gallenflusses durch einen chirurgischen Eingriff behoben werden, z. B. bei Patienten mit Gallengangsatresie durch eine Portoenterostomie. Bei intrahepatischer Cholestase lässt sich nach Gallenableitung (biliärer Diversion) oder einem anderen chirurgischen Eingriff (Ileum-Bypass), der die Resorption von Gallensäuren im Darm begrenzt, sowohl eine klinische als auch eine biochemische Verbesserung verzeichnen. Die Kombination diverser pharmakologischer Wirkstoffe, die den Gallenfluss anregen, die Zellmembranen schützen und einen Nährstoffmangel beheben, könnte künftig bei Kindern mit chronischer Cholestase zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen und die Notwendigkeit einer drastischeren Therapie, z.B. einer Lebertransplantation, letztendlich hinauszögern. Fortschritte in der Gentherapie und der Leberzelltransplantation (Hepatozytentransplantation) könnten sich ebenfalls als äusserst hilfreich erweisen; es bedarf jedoch noch vieler Jahre der intensiven Forschung, bevor selbst eine Pilotstudie zu einer dieser Therapien bei Lebererkrankungen, die zur chronischen Cholestase führen, in Betracht gezogen werden kann.